Aerobic ist ein alter Hut. Schon in den Achtzigern schnauften
dauergwellte Fitness-Jünger im kreischfarbenen Dress zu heißen
Disco-Beats. Heute ist der Klassiker kollektiven Fitness-Wahns
entstaubt: Es wird zwar immer noch gekickt, gehopst und gesteppt,
aber das Workout kommt jetzt als Salsa-Party daher. Das Rezept
ist einfach: Man kombiniere Aerobic-Elemente mit Salsa- Schrittfolgen
und den entsprechenden lateinamerikanischen Rhythmen, kreise dreimal
mit dem Becken, und ein neuer Trend ist geboren: Salsarobic nennt
sich dieser und will über die körperliche Ertüchtigung
den Spaß an der Sache vergessen lassen.
"Bei Salsarobic werden klassische Salsa-Bewegungen einfach
großzügiger ausgeführt. Viele hier geläufige
Aerobic-Schrittfolgen basieren sowieso schon auf Salsa,"so
Gretel Requena Delgado. Die Kubanerin, seit drei Jahren in Hamburg,
bietet neben zahlreichen Tanzkursen auch Salsarobic an. In ihrer
Heimat lernte die 27-jährige fünf Jahre lang klassisches
Ballett, bevor sie modernen tanz studierte. Danach arbeitet sie
als Lehrerin und Choreografin und trat mit den angesehensten Comagnien
Lateinamerikas auf.
Eine gute Vorbereitung, um den von Natur aus eher steifen Nordlichtern
südamerikanisches Lenens- und Rhythmusgefühl zu vermitteln.
Ob's funktioniert? Test im Kulturladen St. Georg. Hier wartet
unsere kleine, bunt gemischte Gruppe auf den Anpfiff: Vortänzerin
Gretel startet die Musik, nimmt Position ein, und los geht das
Aufwärmtraining. Vom Kopf über die Hüfte bis zu
den Füßen darf jede Körperpartie erst mal solo
kreisen und schwingen, bis alles schön geschmeidig ist. Jetzt
geht's an die Koordination. Wir üben einfache Schrittfolgen
ein, langsam steigt das Übungsniveau durch die Kombination
mit entsprechenden Armbewegungen.top
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Ein Bericht von
SybilleReitenbach
Wenn das sitzt, wird variiert: zweimal links, zweimal
rechts, vor, zurück und wieder von vorne. Dabei immer schön
im Takt bleiben und natürlich ganz locker. Später soll
mal eine Choreografie daraus werden. Während die durchtrainierte
Gretel die Haare fliegen lässt und offensichtlich eine ihrer
leichtesten Übungen absolviert, bricht bei so manchem Kursteilnehmer
schon der Schweiß aus. Neben mir keucht David.
Er musste nach 16 Jahren Kung-Fu eine verletzungsbedingte Pause
einschieben und will jetzt wieder fit werden:"Salsarobic
ist das ideale Einstiegstraining für Kampfsport. Eine Viertelstunde
Tanzen war bei uns als Aufwärmtraining sowieso normal, das
verbessert schließlich Ausdauer, Körpergefühl
und Beweglichkeit." Von dem Kurs erfuhr er durch Mundpropaganda.
Das Gretel in der kubanischen Heimat den Box-Weltmeister Felix
Sabon olympiareif trainiert hatte, war dabei natürlich ein
schlagendes Argument. Nach einer Stunde haben wir eine Vorstellung
davon gewonnen, wie hoch trotz aller Sonnenschein- Musik und Karibik-Laune
der Sport-Anteil von Salsarobic einzuschätzen ist: hoch.
Trotzdem wirken sich die verspielten Rhythmen positiv auf das
Kurs-Ambiente aus. Wir hatten Spaß.
Und der Weg vom Ententanz - ähnlichen Gewackel bis zum sexy
Hüftschwung ist gar nicht so weit. Sagt Gretel jedenfalls:"
Salsarobic verbessert das Körper- und Rhythmusgefühl.
Das Ziel ist, die Bewegungen ein bisschen schöner zu machen.Und
mit der Übung kommt der Erfolg von allein." Sie freut
sich merklich mit ihren Kursteilnehmern über deren Fortschritte,
auch weil mir der Zeit die Stimmung immer ausgelassener wird.
Klar, denn erst mit etwas mehr Routine kann man die Musik richtig
genießen. top
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